"Geschichten waren sein wunder Punkt. Wenn er sich später daran erinnerte, dann nicht wegen der glitzernden Welten, gesponnen aus Dunkelheit und Feuerschein, sondern wegen der Löcher, die sich im Leben plötzlich auftun können."
Richard Wagamese
Das Weite Herz des Landes
Roman
Kanada hätte eigentlich das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2020 werden sollen.
Das Schöne an den jeweiligen Gastländern ist, dass jede Menge Literatur ins Deutsche übersetzt wird, um dem deutschsprachigen Leser einen Einblick in Land und Kultur zu bieten.
Auch wenn die Buchmesse 2020 nicht so stattgefunden hat, wie wir uns das alle gewünscht hätten, hat es doch etwas Gutes;
Endlich wurde Richard Wagamese übersetzt. Ein Autor, der im englischsprachigen Raum schon lange einen grossen Namen hat, auf Deutsch aber noch nie erschienen ist, was, nach der Lektüre dieses wunderschönen Buches, für mich völlig unverständlich ist.
Wagamese lesen ist wie Rotwein trinken: Satz für Satz, Schluck für Schluck, geniesst man vom ersten Kontakt bis zum Nachklang des Abgangs.
Mit seinem Buch "Das Weite Herz des Landes" eröffnet er dem Leser einen Einblick in die Welt der Native-Kanadier.
Die First Nations wurden von der Kolonialisierung überrollt und leiden bis heute unter den Folgen.
Arbeitslosigkeit, Armut, Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Gewalt in den Familien und eine der höchsten Suizidraten weltweit sind das Resultat jahrelanger Unterdrückung der kanadischen Ureinwohner.
Diesen Menschen versucht dieses Buch eine Stimme zu verleihen. Genauso zeigt es aber auf ungemein schöne Art deren Traditionen. Was sie über das Zusammenleben mit der Natur wissen. Sie leben nicht durch die Natur, die sie umgibt, sie leben als Teil von ihr.
Klappentext:
Der sechzehnjährige Frank kennt seinen Vater Eldon kaum und empfindet nur Verachtung für den alkoholkranken Mann.
Trotzdem will er ihm seinen letzten Wunsch erfüllen. Frank verspricht seinem sterbenden Vater, ihn zu einem im Herzen des Landes gelegenen Berg zu bringen, wo Eldon nach der Art der indianischen Krieger begraben werden will.
Die beiden brechen zu einer abenteuerlichen Reise in die Wildnis Kanadas auf- eine Reise, die Frank zu seinen Ursprüngen führt.
Im Frühjahr 2021 wird mit "Der Gefrorene Himmel" ein weiteres Buch von Richard Wagamese auf Deutsch erscheinen.
Darin gibt der Autor einem Heimkind eine Stimme.
Bis 1996 wurden die meisten Kinder der Natives in Residental Schools gesteckt, mit dem Ziel, sie aus ihrer Kultur zu entwurzeln und von den Einflüssen ihrer Eltern fern zu halten.
Klappentext:
Saul wächst in einem staatlichen Heim auf - wie so viele Kinder indigener Herkunft. Dem Zwang und der Kälte der Einrichtung kann Saul in den kostbaren Momenten entfliehen, wenn er auf Schlittschuhen über das Eishockeyfeld fliegt. Sein magisches Talent für das Spiel öffnet ihm einen Weg in die Freiheit. Und begleitet Saul auf der Suche nach der Geborgenheit einer Familie, dem kulturellen Erbe der Ojibwe-Indianer und der Versöhnung mit einer Welt, die keinen Platz für ihn vorgesehen hatte.